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...bezugswissenschaftliche Hintergründe

Zunächst eine Begriffserklärungen aus Sicht der Vertreter  der humanistischen Psychologie und Pädagogik des Personzentrierten Ansatzes (PZA):



Selbstaktualisierungstendenz ist zum einen die Tendenz jedes Menschen nach Selbstaktualisierung, d.h. die selbstorganisierte Realisierung inhärenter Potentiale und Entfaltung, also das Konzept der Organismischen Psychologie und Humanistischen Psychologie.  Zum anderen die Selbsterhaltung und Selbstverwirklichung, die Verwirklichung der persönlichen Möglichkeiten, die nach der personzentrierten Theorie von C. Rogers (1902-1987) und Vertretern der humanistischen Psychologie und Psychotherapie wie auch Vertreter der personzentrierten Kunsttherapie, die Hauptantriebe menschlichen Handelns sind. Auch in der Neurobiologie spricht man hier heute von Verbundenheit und Wachstum.

Weiter bezeichnet der Begriff der Selbstaktualisierung (auch Selbstwirksamkeit) das Ausschöpfen der Gefühls- und Denkmöglichkeiten eines Menschen, den vollen Einsatz seiner schöpferischen Fähigkeiten, die er häufig während der Kindheit zugunsten eines engen, vom Verstandesdenken allein bestimmten Anpassungsprozesses,  eingebüßt hat. 

Der Mensch bewertet ständig seine Erfahrungen, wobei das Kriterium das Streben nach Selbstaktualisierung, -erhaltung und -verwirklichung ist: Verhaltensweisen, die der Selbstverwirklichung entsprechen, werden positiv bewertet und angestrebt. Verhaltensweisen, die ihr nicht entsprechen, werden negativ bewertet und verworfen. 

In der personzentrierten Kunstpädagogik etwa, wird davon ausgegangen, dass der Gegenüber von der eigenen zentralen Energie, der angeborenen Tendenz zur Selbstaktualisierung, Selbsterhaltung und Selbstverwirklichung gesteuert wird.

Damit ist die Selbstaktualisierung das grundlegende Motiv für das kreative und gestalterische Tätigwerden des Menschen, um Autonomie und Selbstständigkeit zu erlangen. Dies wirkt sich selbstredend positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung aus.

 


In der personzentrierten Kunstpädagogik und Kunsttherapie wird der Gegenüber also als autonomes Individuum und als verantwortliche Person gesehen, die kreativ einer Instabilität, Vorläufigkeit und Fragilität entgegenwirken will. Die Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Imperativen, von kulturellen Erwartungen und den Wünschen anderer, wird hierbei als eine natürliche Entwicklungstendenz des Menschen betrachtet. Eine weitere Grundannahme ist die Offenheit für Prozesse, die die Idee der Wandelbarkeit und der lebenslangen Entwicklung. Dies hängt aber auch von individuellen Ressourcen ab. 


Im Personzentrierten Ansatz spielt auch die Sprache und die Gesprächsführung eine große Rolle:
„Die Gesprächsführungskunst besteht darin, seinem Gesprächspartner (...) durch bestimmte Formen des Zuhörens und Fragens zu helfen, sich zu öffnen und durch mehr Einsicht in sein Problem und besseres Selbstverständnis selbst eine Lösung seiner Probleme zu finden. Das Zuhören (...) soll den [Gegenüber] aufschließen. (...) um ihn bei seiner Selbstfindung und damit bei einer Neuorientierung zu helfen, die letztlich zur Lösung des Problems führen soll. (Dahmer 1992, S. 6, 17)

Erkenntnisfähigkeit und die daraus entstehende Veränderung also, setzt  zugleich  aber auch Wahrnehmung voraus. Wahrnehmung allerdings, besonders die Wahrnehmung der Um- und Mitwelt mit all den Objekten und Subjekten und dessen Interaktionen, sind jedoch bei jedem Menschen anders.

Das Wahrnehmung der Wirklichkeit etwas mit Konstruktionen in unserem eigenen Kopf zu tun hat, haben bereits die Vorsokratiker festgestellt. Der Mensch könne nicht erkennen, wie in Wirklichkeit ein jedes Ding beschaffen oder nicht beschaffen ist (vgl. von Glasersfeld, 2006, S. 9 ff).

Dass dies alles kreative Prozesse sind, die im Kopf ablaufen, führt nicht nur zu überlebenswichtigen handlungsleitendem Verhalten, sondern ist ein Geschenk, womit wir Menschen in der Lage sind, schöpferisch unsere Welt selbst zu erschließen. Und zwar so, wie es uns und anderen guttut. Zugleich kann man das Wissen darum nutzen, im pädagogischen Wirkungsbereich der künstlerischen Bildung, Haltungen und Handlungen in der Interaktion, mit sich als Pädagoge und dem Gegenüber, besser zu verstehen und wenn nötig zu korrigieren.

Konstruktivistische Pädagogik bezeichnet Wissen, erfahren durch Wahrnehmung, als "Funktion des Erkenntnisprozesses" und nicht als exakte Wiedergabe der Realität. Zugleich bestreitet  man aus konstruktivistischer Sicht natürlich nicht die Existenz einer bestehenden echten Realität.

Personzentrierte Kunstpädagogik und Kunsttherapie fördert die Entwicklung von Kindern etwa, als einen selbstkonstruktiven Prozeß durch Interaktion mit der Umwelt und des jeweiligen ganz eigenen Bedeutungszusammenhangs. Hierbei folgt man der Vorstellung vom Wissensbildungsprozeß als ein Kreislauf von auftretenden Problemen und daraus resultierenden Reflexionen. Das Lernen darf hierbei ganz und gar auf Erfahrung aufgebaut sein. Kinder lernen hierbei u.a. experimentierend in einer Lernumwelt aus Angeboten an Materialien, sich selbst entdecken und Kooperation kennen. Dem Lehrer kommt dabei nicht die Rolle des Wissenden und Bevormundenden zu, sondern die eines Mitarbeiters, Beraters oder Mentors.




1) Vgl. www.personcentered.net/literatur/texte/theni/theni2b.htm